Die Aachener Bronzegitter
 

Die umfangreiche Forschungsarbeit des Historikers und Orgelbauers Friedrich Jakob beschreibt den frühgeschichtlichen Weg der Orgel (der Hydraulis) von Ägypten, Griechenland und Byzanz, 
also von Alexandrien und Konstantinopel, von West- und Ostrom bis nach Aachen zum Hof Karls des Großen („Die Orgel“, © 1969 Verlag Hallwag).                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            
Karl der Große 747 bis 814, Frankenkönig und Kaiser (Krönung des Pater Europae zu Weihnachten 8oo durch Papst Leo III.) liebte die heißen Mineralquellen von Aachen. 
Er errichtete dort für Hof und Residenz seinen Palast.
Sein Sohn Ludwig I. (778 bis 840, genannt der Fromme, Louis le Pieux, wird 813 „Mitkaiser“ in Aachen und nach dem Tod Karls durch Papst Stephan IV. nochmals 816 in Reims zum Kaiser gekrönt), 
erlebt im Jahr 798 die Vollendung des Rohbaus der zweigeschossigen Pfalzkapelle in Aachen.
Er erinnert sich an das Orgelgeschenk Kaiser Konstantins im Jahr 757 für König Pipin, durch welches dieser für die Bilderfeindlichkeit (Ikonoklasie) gewonnen werden sollte. 
Wie überliefert wird, ging dieses Geschenk verloren, weshalb Ludwig I. durch Priester Georg aus Venedig eine neue Orgel fertigen lässt. 
„So entstand im Palast zu Aachen die erste im Westen (und nördlich der Alpen) erbaute Orgel“.
Das geistige, kulturelle und kirchliche Leben der karolingischen Renaissance und die Hofschule Karls des Großen erschaffen prunkvolle Handschriften, Elfenbeinreliefs und liturgische Geräte. 
In der Bronzewerkstatt entstehen Brüstungen und Türen für die Pfalzkapelle 
(siehe Katharina Pawelec: „Aachener Bronzegitter“, Studien zur karolingischen Ornamentik um 800. © 1990 Rheinland-Verlag GmbH – Köln.
ISBN 3-7927-1158-3, S.15: „Im Jahre 1911 konnte endgültig nachgewiesen werden, dass die Gitter der Pfalzkapelle in karolingischer Zeit in Aachen hergestellt wurden. 
Bei Grabungen im ehemaligen Pfalzhof fand man Bronzeschlackenreste, Bronzescherben und Gussformen, die beim Guss der Bronzetüren der Pfalzkapelle verwendet wurden. 
Dem Grabungsbericht ist zu entnehmen, dass das Vorhandensein eines Gussofens in karolingischer Zeit rekonstruiert werden kann. 
Die identische Zusammensetzung der Metalllegierungen gibt Aufschluss darüber, dass die Bronzeportale und Bronzegitter aus derselben Werkstatt stammen).   

Bei Festlichkeiten auf den Fürstenhöfen werden beim Ein- und Auszug und bei Gastmahlen das Spiel von Musikinstrumenten und der Gesang gepflegt. 
Allerdings haben Musikinstrumente samt Orgel keinen Zutritt zum Sakralraum der Kirche. Wurde dennoch zum Anstimmen eines Gregorianischen Gesanges eine Orgel eingesetzt, 
können die benediktinischen Mönche von den Klängen nur überwältigt gewesen sein. Jedenfalls wurde die Orgel in geweihten Räumen recht bald geduldet.     
Ein Orgelpfeifenwerk ist verletzlich und bedarf eines Schutzes in Form eines Schrankes oder einer hölzernen Truhe. 
Natürlich muss dieser Schutz aus akustischen Gründen Öffnungen zum Schallaustritt aufweisen, welche am architektonischen Bild des Instrumentes freie Gestaltungsflächen entstehen lassen. 
Orgelbauer nutzten dort oft geschnitztes Blattwerk (Akanthus, Palmette, Papyrus, Efeu, Hornklee), um den Blick zu fangen und zu beschäftigen.
Der gesuchte Gestaltungsfundus unserer Tage liegt eher bei geometrisch geformten, bedeutungsfreien Ornamenten, die uns unversehens an den Ort des ersten Auftretens der Orgel, 
zum Kaiserhof Karls des Großen nach Aachen führen.